Medaille für die Sanierer der Alten Dorfkirche Zehlendorf
Höchste Denkmalschutz-Ehre: Medaille für die Sanierer der Alten Dorfkirche Zehlendorf. Was für ein Unterfangen: Eine fast 250 Jahre alte kleine achteckige Kirche schien 2016 fast unter der Last der Jahre zusammenzubrechen. Die Alte Dorfkirche Zehlendorf an der Ecke von Clayallee und Potsdamer Straße drohte zu zerfallen. Die Aktiven der Paulus-Kirchengemeinde, zu der die betagte Kirche gehört, setzten alle Hebel in Bewegung, ihre Kirche zu retten – und das gelang. Mitte Dezember ehrten Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und das Landesdenkmalamt den Förderverein Alte Dorfkirche mit dem Berliner Denkmalpflegepreis 2021, der Ferdinand-von-Quast-Medaille. Im Alten Stadthaus in Mitte sang Laudator Christhard-Georg Neubert, er ist Pfarrer und war Kunstbeauftragter der evangelischen Landeskirche, eine feurige Lobeshymne. Hier einige Auszüge – alles begann mit der Entdeckung der Risse im Mauerwerk:
„Was jetzt geschah ist kaum genug zu bewundern. Arbeitskreis und Vorstand des Fördervereins befeuerten den Möglichkeitssinn und verliebten sich ins Gelingen. … Enthusiasmus und Freude am guten Werk wirken bekanntlich ansteckend. So wuchs das bürgerschaftliche Engagement und die Zahl der Unterstützerinnen und Unterstützer des Vorhabens. … Das Ziel, zum 250 Bestehen der Dorfkirche im Jahre 2018 das Werk vollendet zu haben, scheiterte allerdings; es scheiterte an bösen Überraschungen. Bei näherer Betrachtung der Bausubstanz wurden erhöhter Sanierungsbedarf offenbar. Gefeiert wurde trotzdem. Das Fest zum 250. Bestehen der Dorfkirche und ihres Kirchhofes wurde kurzerhand auf das Baugerüst verlegt. […]
Unbeirrt wurde weitergeschafft. Die Verantwortlichen für das Vorhaben begnügten sich keineswegs mit der reinen Wiederherstellung einer historischen Schicht des Baudenkmals. Vielmehr setzten sie ihren Ehrgeiz darein, dem Kirchraum ein zentrales künstlerische Zeichen unserer Gegenwart einzuschreiben. … Aus öffentlichen und privaten Mitteln wurden rund 750 Tausend Euro investiert. Gut investiertes Geld; keineswegs nur in Steine, sondern in einen lebendigen Ort religiöser Vergewisserung christlicher Kultur. Ein stadtbildprägendes Ensemble aus Dorfkirche und Kirchhof in Nachbarschaft des alten Schulhauses, dem heutigen Heimatmuseum an der sogenannten Friedenseiche von Zehlendorf bleibt weiterhin erhalten. […]
Geehrt wird heute der Förderverein Alte Dorfkirche Zehlendorf. Wie aber jeder weiß, sind es immer Menschen, die einen Verein, eine Initiative mit Leben erfüllen und erfolgreich voranbringen. So ist es auch hier. Dr. Beatrice von Wedel und Dr. Eckard Siedke, die heute stellvertretend für den Verein die Ehrung entgegennehmen, verkörpern den Enthusiasmus, die Zielstrebigkeit und die Liebe zum Gegenstand ihrer Arbeit, ohne die das Werk der Sanierung der Alten Dorfkirche Zehlendorf nur ein Traum geblieben wäre. Zielstrebigkeit, Liebe zum Gegenstand und Enthusiasmus gelten als die hervorstechenden Eigenschaften, die Ferdinand von Quast, dem ersten Denkmalpfleger Preußens nachgesagt werden. Die Verwandtschaft im Geiste zwischen Geehrten und dem Namensgeber der Auszeichnung ist offenkundig.“
Was für Worte. „Wir haben uns sehr gefreut“, sagte Beatrix von Wedel nach der Verleihung dem Tagesspiegel. Die Medaille, das verspricht sie, werde im kommenden Jahr in der Alten Dorfkirche zu sehen sein. Im Juni werde auch die offizielle Eröffnung der kleinen Kirche gefeiert – eigentlich sei das Fest für den Juni 2021 geplant gewesen, doch wegen Corona habe man es um ein Jahr vertagt. Die Verleihung der Medaille und die Lobeshymne des Laudators werden jedoch nicht das Ende vom Lied sein. „Ich dachte im Vorfeld, dass die Verleihung etwas Abschließendes hätte“, meinte Kirchenretterin von Wedel. „Aber sie hatte etwas sehr Beflügelndes, das Gefühl wurde verstärkt: ‚Jetzt machen wir weiter!’“ Und es fallen Stichworte wie Kirchhof beleben, Veranstaltungen und Natur Ranger …
Boris Buchholz im Leute-Newsletter des Tagesspiegels für Steglitz-Zehlendorf:
leute.tagesspiegel.de