Wie wollen wir eigentlich miteinander umgehen – der Verhaltenskodex im ev. Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
Seit 2020 gibt es im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf – und damit auch in allen Gemeinden – eine Vereinbarung darüber, wie alle ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeiter:innen miteinander umgehen sollen. Der Verhaltenskodex gibt dazu Auskunft. Alle bekennen sich zu einer Kultur der Achtsamkeit.
Sexualisierte Gewalt ist auch in der Evangelischen Kirche geschehen. Dies hat zuletzt die ForuM-Studie (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie, 2024) schmerzhaft aufgezeigt. Schon vor Veröffentlichung dieser Studie wurde aktiv mit der Präventionsarbeit begonnen: Seit 2020 gibt es ein landeskirchliches Kirchengesetz und ein Schutzkonzept für einen grenzwahrenden Umgang und zum Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Dieses Schutzkonzept regelt den Umgang mit grenzverletzendem Verhalten und sexualisierter Gewalt, definiert präventive Maßnahmen und Interventionen. Unter anderem werden alle ehrenamtliche und berufliche Mitarbeiter:innen in einer 4-stündige Schulung sensibilisiert und über das Thema aufgeklärt. Alle Gemeinden dieses Kirchenkreises haben sich diesem Schutzkonzept angeschlossen und bisher wurden 457 Menschen geschult – von jung bis alt.
Der Verhaltenskodex ist das Herzstück der Präventionsarbeit. Grenzverletzungen passieren vor allem dort, wo keine allgemeingültigen Regeln oder Normen für den Umgang untereinander gelten. Dort sind Grenzverletzungen und Übergriffe untereinander wahrscheinlicher, da nicht klar ist, welches Verhalten anbracht ist – und welches nicht. Hier die Inhalte des Verhaltenskodex:
Kinder, Jugendliche und Erwachsene schützen
Ich will die mir anvertrauten Menschen vor Schaden, Gefahren, Missbrauch und Gewalt schützen.
Mit Nähe und Distanz umgehen
Ich weiß um die sexuelle Dimension von Beziehungen, nehme sie bewusst wahr und gehe verantwortungsvoll mit Nähe und Distanz um. Ich achte individuelle Grenzempfindungen und verteidige sie.
Die Rolle als Verantwortliche:r nicht ausnutzen
Ich gehe als Mitarbeiter:in keine sexuellen Kontakte zu mir anvertrauten Menschen ein.
Intimsphäre respektieren
Ich respektiere die Intimsphäre und die persönlichen Grenzen der Scham von Gruppenmitgliedern, Teilnehmenden und Mitarbeitenden.
Stellung beziehen
Ich beziehe gegen sexistisches, diskriminierendes und gewalttätiges Verhalten sowie gegen sexualisierte Sprache und verbale Gewalt aktiv Stellung.
Grenzen wahrnehmen und akzeptieren
Ich nehme die Überschreitung von persönlichen Grenzen wahr, schreite ein und vertusche Grenzverletzungen nicht.
Abwertendes Verhalten abwehren
Ich verzichte auf abwertendes Verhalten gegenüber teilnehmenden und mitarbeitenden Personen auf allen Veranstaltungen und achte auch darauf, dass andere respektvoll miteinander umgehen.
Transparenz herstellen
Situationen, in denen ich mit anderen Menschen alleine bin, mache ich transparent. Ich halte die arbeitsfeldspezifischen Standards ein und beachte die Bedürfnisse der/des anderen.
Durch den für alle geltenden Verhaltenskodex sollten unter anderem folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- das Nähe–Distanzverhältnis von Mitarbeitenden zu Schutzbefohlenen
- die Trennung von beruflichen und privaten Kontakten
- das Nähe–Distanzverhältnis von Mitarbeitenden untereinander
- der respektvolle Umgang miteinander
- der Sprachgebrauch innerhalb der Institution
- der Schutzauftrag
- die Raumnutzung
- das Verhalten bei Ausflügen und Freizeiten
Ein frühes Ansprechen von grenzverletzendem Verhalten im Sinne des Verhaltenskodex verhindern unter Umständen, dass noch Schlimmeres passiert. Indem wir uns alle an diese Grundsätze halten und uns gegenseitig daran erinnern, schaffen wir eine Kultur der Achtsamkeit in allen Räumen, in denen Menschen zusammenkommen und das evangelische Angebot nutzen.
Tanja Rathmann
Ansprechperson im ev. Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und grenzverletzendem Verhalten