Das im UN-Sozialpakt und im Grundgesetz verankerte Menschenrecht auf angemessenen Wohnraum ist für Geflüchtete meist nicht umgesetzt. Geflüchtete, die in Deutschland Schutz suchen, müssen oft über Jahre in Sammelunterkünften leben. In den Einrichtungen gibt es kaum Privatsphäre, wenig Platz, schlechte hygienische Bedingungen und ständig eine hohe Lautstärke. Jedoch erst durch den Bezug einer eigenen Wohnung können auch traumatisierte Geflüchtete zur Ruhe kommen, ihre Erfahrungen verarbeiten und Zugang zu ihren Ressourcen erhalten. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für ihre gesellschaftliche Teilhabe und dafür, dass sie sich selbst positiv einbringen können. Da es in Berlin immer weniger Sozialwohnungen gibt, die Mieten auf dem Wohnungsmarkt hoch sind und teils Vorbehalte bestehen, ist der Wohnungsmarkt für sozial schwächere Gruppen, und insbesondere für Geflüchtete, sehr schwer zugänglich. Dabei ist das nicht nur aus humanitären, sondern auch aus anderen Gründen zu kritisieren. Die Unterbringungskosten übersteigen oft bei Weitem die Mietkosten: für Familien in Unterbringungseinrichtungen gibt das Land Berlin im Schnitt 3.000-4.500 Euro mehr aus pro Monat als wenn diese in Wohnungen leben.
Der gemeinnützige Steglitzer Verein XENION Psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V. ist eine 1986 gegründete Fachstelle für besonders schutzbedürftige und traumatisierte Geflüchtete, die politische Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen und Folter erleiden mussten. Neben Angeboten von Beratung, Therapie, aufsuchender Hilfe in Steglitz Zehlendorf und Ehrenamtsprojekten setzt sich der Verein in seinem Projekt „Wohnraum für Geflüchtete“ auch für mehr Teilhabe von Geflüchteten auf dem Wohnungsmarkt ein. Das Projekt bietet Hilfe bei der Wohnungssuche und bei Herausforderungen im Mietverhältnis, und akquiriert Wohnungen durch eine enge Zusammenarbeit mit privaten Vermietenden, Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften. Seit 2021 konnten so mehr als 120 neue Wohnungen an Geflüchtete und ihre Familien vermittelt, eine Vielzahl gefährdeter Mietverhältnisse gerettet und über 150 Vermietende unterstützt werden. Das Projekt geht auch sehr kreative Wege, um gemeinschaftsorientierten Wohnraum zu schaffen: durch Kooperationen mit Genossenschaften wirkt es bei genossenschaftlichen Neubauten mit, in denen auch Wohnungen für Geflüchtete geplant sind. Die Baukosten müssen über die Genossenschaftseinlagen refinanziert werden, die aktuell bei bis zu 1.500€/m2 liegen. Weil Geflüchtete sich das nicht leisten können und staatliche Unterstützung fehlt, wirbt das Projekt die notwendigen Mittel für deren Wohnungen ein. Für die derzeit geplanten 7 Wohnungen für Geflüchtete sind dies 465.000 Euro. Das Projekt freut sich daher über Menschen und Unternehmen, die eine Zustiftung in das eigens bei der gemeinnützigen Stiftung trias gegründete Sondervermögen tätigen (aus dem Genossenschaftsanteile erworben werden) oder selbst Anteile bei der Genossenschaft erwerben. Wenn Sie unterstützen möchten- auch wenn Sie selbst an Geflüchtete vermieten wollen – werden Sie umfassend beraten und begleitet. Melden Sie sich gern bei Anna Stammnitz, Projektleitung Wohnraum für Geflüchtete, XENION e.V. unter: wohnen@xenion.org / 01520 3038021. Weitere Infos: www.xenion.org/wohnen
Lesen Sie mehr zu diesem Thema auch in den PaulusBlättern der Ausgabe Dezember / Januar 2024/25.