
Ansprache anlässlich der Gemeindeversammlung am 12.10.2025.
Liebe Gemeindemitglieder sehr geehrte Damen und Herren,
Seit vielen Jahren macht sich der Gemeindekirchenrat Gedanken über die Zukunft des Gemeindehauses.
Unser Gemeindekirchenrat war sich immer bewusst, dass das Gemeindehaus für die Gemeinde allein nicht sinnvoll zu bewirtschaften ist, da das große Gebäude erhebliche Betriebskosten verursacht und zudem wir seit zwei Jahren als Gemeinde auch CO²- Abgabe pro Tonne Kohlendioxid im Rahmen der landeskirchlichen Regelungen zahlen müssen. Dies sind voraussichtlich in diesem Jahr mehr als 4000 Euro, die neben den Heiz- und Stromkosten anfallen werden. Durch Nutzungsentgelte und Mieten konnte die Gemeinde sich entsprechend entlasten. Trotzdem ergab sich letztes Jahr ein Minus von ca. 63.400 Euro. Diesen Betrag können wir uns auf Dauer nicht mehr leisten, da die Zuweisungen aus der Kirchensteuer zurückgehen und die Personal- und Energiekosten stetig gestiegen sind und auch weiter steigen werden. Wie sollten wir damit umgehe
Seit über zwei Jahren verhandelt der Gemeindekirchenrat mit der dem Kirchenkreis über die zukünftige Entwicklung des Standorts Gemeindehaus am Teltower Damm.
Absicht der Gemeinde war es zunächst, zusammen mit anderen Interessierten eine Sanierung und klimagerechte Ertüchtigung des Gemeindehauses zu finanzieren und ein neues tragfähiges Konzept für den Betrieb dieses großen Gebäudes zu entwickeln. Die Vorstellungen des Kreiskirchenrats gehen aber seit Ende Sommer dieses Jahres in eine andere Richtung. Der Kreiskirchenrat möchte das Gemeindehaus komplett übernehmen und dann in eigener Regie mit einem neuen Nutzungskonzept betreiben. Ich zitiere: „Das Gemeindehaus, das in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für eine Gemeinde mehr als 50.000 Mitgliedern gebaut wurde, hat Nutzungspotenziale die dem Gebäude nach einer Modernisierung eine Strahlkraft verleihen können, die über die Möglichkeiten einer einzelnen Kirchengemeinde hinausweisen“, so der Kreiskirchenrat. Zugleich soll das Haus als evangelischer Ort bewahrt werden und die Bedeutung der evangelischen Kirche als wesentliche Kraft innerhalb der Gesamtgesellschaft stärken.
Der Kirchenkreis nun möchte das Gemeindehaus als Ganzes übernehmen und einer neuen Nutzung zuführen. Dabei sollen die Investitionen, des Kirchenkreises durch Fördermittel und eine entgeltliche Nutzung des Gebäudes refinanziert werden. Die Möglichkeiten, das Gebäude für gemeindliche Veranstaltungen zu nutzen würde damit deutlich eingeschränkt, wenn nicht sogar ganz entfallen. Die Gemeindeleitung und der Gemeindekirchenrat wissen aber, dass eine Renovierung und Erneuerung des Gemeindehauses außerhalb der finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde liegt. Das Konzept des Kirchenkreises würde einen wesentlichen Wechsel in den räumlichen Möglichkeiten der Gemeinde bedingen. Entsprechend fällt es uns als Gemeindekirchenrat nicht leicht hier eine Entscheidung zu treffen
Wir haben aber weiterhin, das Pfarrhaus, aus dem die Superintendentur auszieht, die Alte Dorfkirche und die Pauluskirche. Damit wir das Pfarrhaus gut nutzen können, soll es einen behindertengerechten Zugang bekommen. Auch die Seitenschiffe der Pauluskirche und der Pfarrsaal sollen stärker genutzt werden als bisher. Auch die Möglichkeiten Pfarrhaus und Pauluskirche im Verbund und die Flächen dazwischen besser nutzen zu können, ist eine Option.
Zudem besteht die Möglichkeit das Gemeindehaus als evangelischer Standort in der Mitte von Zehlendorf mit neuer Konzeption längerfristig zu sichern. Dabei geht auch der Kirchenkreis ein nicht unerhebliches Risiko ein, denn ob das angedachte Konzept trägt, ist ungewiss. Vorbild sind hier die Besonderen Orte in Berlin, die u.a. den Französischen Dom verwalten.
Als Fazit kann man sagen: Der Gemeindekirchenrat sieht hierin auch eine Chance für die Zukunft unserer Gemeinde:
- wir befreien uns von einer finanziellen Bürde, die wir nicht tragen können
- wir stellen rechtzeitig die Weichen, um das Haus in ev. Trägerschaft zu halten
- wir haben mit Pauluskirche und „neuem“ Gemeindehaus ein neues Zentrum in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander und damit kürzere Wege
Dr. Bertram Morbach
Vorsitzender des Gemeindekirchenrats
Ergänzung: Derzeit prüft die von der Gemeinde beauftragte Anwaltskanzlei, ob und in welcher Form die Gemeinde Eigentümerin des Gemeindehauses ist.
Im Grundbuch steht nur Evangelische Kirchengemeinde zu Berlin.
Weitere Neuigkeiten werden wir entsprechend hier veröffentlichen.