Vom Glockenläuten bis zur Kollekte
Von Paulus-Lektorin Hannelore Beuster
Jeder Gottesdienst läuft nach einem bestimmten Schema, einem Ritual ab. Für den Gottesdienst heißt das „Liturgie“ (griechisch: öffentliche Dienstleistung) und meint die Ordnung oder Feier des Gottesdienstes.
Auch wenn Sie regelmäßig den Gottesdienst besuchen, wissen Sie vielleicht nicht genau, was die einzelnen Teile des Gottesdienstes für eine Bedeutung haben. Deshalb möchte ich Ihnen hier gern den Ablauf eines evangelischen Gottesdienstes am Beispiel unserer Paulusgemeinde erklären:
Vom Glockenläuten zum Eingangslied
Der Gottesdienst beginnt mit dem Glockenläuten. Es zeigt an, dass die Gemeinde sich jetzt versammelt, denn jeder Gottesdienst ist öffentlich. Am Eingang der Kirche werden Sie begrüßt und bekommen ein Gesangbuch oder einen Liedzettel. Nach dem Betreten des Gottesdienstraumes können Sie noch einen Moment an Ihrem Platz stehend ein stilles Gebet sprechen und sich so auf den Gottesdienst einstimmen. Wenn die Glocken verklungen sind, setzt die Orgel ein, und Sie können schon einmal die an der Tafel angegebene erste Liednummer aufschlagen. Meistens folgt auf das Orgelvorspiel das Eingangslied.
Von der Begrüßung bis zum Gotteslob
Nach dem Eingangslied begrüßt der oder die Gottesdienstleitende, der Liturg oder die Liturgin, die Gemeinde mit dem Wochenspruch. Darauf folgt das an die Taufe erinnernde trinitarische Votum (lat. votum: Gelübde, Gebet) das bekundet, in wessen Auftrag der Gottesdienst gefeiert wird: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, das die Gemeinde mit ihrem „Amen“ bekräftigt. Der Liturg fährt mit einer aus Psalmmotiven zusammengesetzten Formel fort: „Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn“, und die Gemeinde ergänzt: „der Himmel und Erde gemacht hat“. Danach beten Liturg und Gemeinde im Wechsel den Psalm der Woche. Er steht meistens im Gesangbuch – da müssen Sie etwas blättern – unter den Nummern, die mit 700 beginnen. Das Psalmgebet schließt mit dem gesungenen Gloria Patri (Gotteslob): „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Vom Kyrie zum Gloria
Nach dem Gotteslob betet der Liturg oder die Liturgin das Kyriegebet. Es fasst in Worte, was Menschen von Gott und den Mitmenschen trennt. Darauf folgt das im Wechsel zwischen Kantor oder Kantorin und der Gemeinde gesungene „Kyrie eleison“, „Herr erbarme dich“, „Christe eleison“, „Christe erbarme dich“, „Kyrie eleison“, „Herr erbarme dich“. Sie finden es im Gesangbuch unter der Nummer 178,2. Manchmal oder zu besonderen Festtagen gibt es auch einen anderen Kyrieruf. Aber das ist dann an der Anschlagtafel angegeben. Nachdem die Gemeinde Gott um sein Erbarmen angerufen hat, spricht der Liturg ihr in der Gnadenzusage mit einem biblischen Wort die vergebende Gnade Gottes zu. Dieser Zuspruch löst einen Lobgesang (Gloria) aus. Der Kantor beginnt: „Ehre sei Gott in der Höhe“, und die Gemeinde fällt ein: „und auf Erden Fried“, den Menschen ein Wohlgefallen“. Darauf folgt die erste Strophe des Liedes 179 im Gesangbuch: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“. In der Passionszeit entfällt das Gloria, und es wird zumeist die dritte Strophe des Liedes 179 gesungen.
Vom Tagesgebet zum Glaubensbekenntnis
Nach dem Gloria betet der Liturg oder die Liturgin das Tagesgebet, das die Gemeinde mit dem gesungenen „Amen“ bekräftigt. Jetzt folgt die erste Lesung. Der Lektor oder die Lektorin liest entweder den für diesen Sonntag vorgegeben Text aus dem Alten Testament oder aus den apostolischen Briefen (Episteln). Auf die Epistellesung stimmt die Gemeinde dreimal das „Halleluja“ an, das in der Passionszeit entfällt. Die Gemeinde singt nun das „Wochenlied“, das thematisch zu den Lesungen passt. Danach liest die Lektorin das Evangelium, das jedem Sonn- oder Festtag sein Thema gibt. Dazu steht die Gemeinde auf. Nach der Ankündigung der Bibelstelle singt die Gemeinde: „Ehr sei dir, o Herre!“ und nach der Lesung:“Lob sei dir, o Christe!“ Anschließend bekennt die Gemeinde ihren christlichen Glauben, meistens mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Gott, den Vater …“, im Gesangbuch unter der Nummer 804. Manchmal wird stattdessen auch ein Glaubenslied gesungen, das an der Anzeigetafel angegeben ist.
Von der Predigt zur Kollekte
Nach dem Glaubensbekenntnis setzt sich die Gemeinde wieder und singt das nächste Lied. Nun folgt die Predigt, das Herzstück des evangelischen Gottesdienstes. Hier wird zumeist ein für den jeweiligen Sonntag vorgeschlagener biblischer Text ausgelegt. Er stammt aus einer Perikopenreihe, die alle sechs Jahre wechselt. Die Predigt steht nicht isoliert, sondern ist als Teil der Liturgie in das Ganze des Gottesdienstes eingebunden. Nach der Predigt singt die Gemeinde wieder ein Lied. Danach wird in den Abkündigungen mitgeteilt, was sich in der Gemeinde ereignet hat, zum Beispiel Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen, wofür die Kollekte gesammelt wird, welche Gottesdienste und Veranstaltungen in der nächsten Woche stattfinden. Die Kollekte, die beim nächsten Lied eingesammelt wird, ist als symbolisches Handeln der Gemeinde zu verstehen. Neben das Bekenntnis des Mundes im Glaubensbekenntnis tritt nun das Bekenntnis der Tat: Dasein für andere.
Taufe in Paulus
„Die Taufe ist das Sakrament des Anfangs: Wenn Menschen sich auf den Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen lassen, bekennen sie damit ihren christlichen Glauben und werden Mitglied der Kirche.
Sie vertrauen damit ihr Leben dem Schutz und Geleit Gottes an. Gott verspricht in der Taufe seine Zuwendung und Nähe für das Leben eines Menschen in allen Höhen und Tiefen.
Weil diese Zusage Gottes das ganze Leben umgreift, lassen viele Eltern ihre Kinder schon als Säuglinge taufen und bekennen gemeinsam mit den Patinnen und Paten stellvertretend den Glauben, in den ihre Kinder hineinwachsen.
So ist die Taufe auch ein Fest der Dankbarkeit und Freude über das von Gott geschenkte Leben.“
Das Zitat ist von der Seite der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Dort finden Sie auch weitere Information zum Thema Taufe: www.ekbo.de
Heiraten in Paulus
„Die Liebe zwischen zwei Menschen ist ein Geschenk Gottes. Sie verbindet sie auf ihrem gemeinsamen Lebensweg.
Deshalb stehen bei einer evangelischen Trauung die Dankbarkeit für das Geschenk der Liebe und der Segen Gottes für das gemeinsame Leben des Paares im Vordergrund.
Im Zentrum der Feier stehen Liebe und Vergebung, von denen eine Ehe getragen wird, die in der Liebe Christi gründet.“
Abschied in Paulus
„Der Tod eines Menschen ist ein tiefer Einschnitt für alle, die ihm verbunden waren. Von der Gewissheit, dass kein Mensch von Gott vergessen wird und dass Gottes Urteil über ein Menschenleben alles menschliche Urteilen übersteigt, geht tiefer Trost aus. Allen, die um einen geliebten Menschen trauern, wird zugesagt: Unsere Verstorbenen bleiben bei Gott in guten Händen.
Im Trauergottesdienst wird das Leben des Verstorbenen gewürdigt und der Glaube gestärkt, dass wir in Christus auferstehen werden. Wir dürfen auf ein neues Sein der Verstorbenen bei Gott vertrauen.“
Das Zitat ist von der Seite der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Dort finden Sie auch weitere Information zu den häufigsten Fragen zum Thema Bestattung: www.ekbo.de